25. Mai 2018
Unsere Bereitschaft ein Vermögen in diesem Hotel für ein Frühstück auszugeben war nicht wirklich vorhanden. Nicht nur aus diesem Grund sind wir zeitig in unseren Mietwagen geklettert und haben uns in Richtung Tupelo in Bewegung gesetzt. Ziel war aber nicht das Geburtshaus von Elvis, sondern um zu einer geeigneten Kreuzung auf den Natchez Trace Pkwy und vorher noch zu Ihop zu fahren. Während wir noch diskutierten, wo wir frühstücken, fuhren wir an einem Schild für nächste Waffle House vorbei. Damit war diese Frage entschieden und wir saßen ein paar Minuten später an einem Tisch in bewusster Lokalität. Unsere Bedienung, nicht unbedingt die hellste Kerze auf dem Kuchen, war ein überaus freundliches Wesen mit einer Stimme aller Laverne Hooks (Police Academy). Ich bestellte wieder das gleiche und auch wieder mit Tomate. Worauf unsere Bedienung freundlich mit ihrer kleinen Stimme fragte: “Do you mean Tomato?”.
Wir sind im Süden und auch Louis Amstrong sang “Let’s Call the Whole Thing Off”
“You like potato and I like potahto
You like tomato and I like tomahto
Potato, potahto, tomato, tomahto.
Let’s call the whole thing off”
Auch im letzten Waffle House sorgte mein Wunsch für die gleiche Verwirrung. Warum schreiben man das auf die Karte, wenn das keine auf die Reihe bekommt? Schräg gegenüber dem Waffel House befindet sich ein Wallmart. Hier decken wir uns mit wichtigen Proviant, wie Limonade, Gummibärchen, PEZ und Goldfish ein.
Gesättigt setzten wir uns nach Tupelo ab, um hier auf dem Parkway zu fahren. Der Natchez Trace Parkway ist insgesamt über 700 Km lang, startet in Nashville und endet in Natchez am Mississippi. Der Weg von Memphis nach Tupelo bedeutet ein Umweg, aber um der Strecke wegen sind wir bereit die Mehr Zeit zu investieren. Unser Abschnitt ist fast 300km lang, das Maximaltempo beträgt hier 50mph. Und das beste, LKW Verbot. So kann man gemütlich durch Wälder, Wiesen, seltenen Dörfern und anderen Interessanten Aussichtspunkten fahren. An einigen Stellen halten wir an. Besonders gefällt es uns am Perl River, der zu dieser Tageszeit ein tolles Spiegelbild lieferte. Richtig Interessant ist es am Cypress Swmap. Hier halten wir und andere Besucher nach Schildkröten, aber insbesondere nach Alligatoren Ausschau. Andere Besucher fragten uns “Do you see alligators?”. Die Frage mussten wir verneinen. Die Fauna ist heute nicht zum Schaulaufen aufgelegt.
So fuhren wir ein ganz klein wenig enttäuscht weiter und erreichten dann das Ross R Barnett Reservoir. machten einen letzten Stopp am Natchez Trace Overlook. Über eine große Wiese konnten wir hier das Ufer erreichen. Viele Einheimische genossen die Möglichkeit zum Sonnen und baden. In der Ferne zeichnete sich aber bereits ein kräftiger Wetterumschwung an. Wir folgten nun den letzten Kilometer des Parkway, um in Jackson auf den Interstate 20 zu wechseln. Zur gleichen Zeit erreichte dann auch eine kräftige Unwetterfront den Abschnitt dieser Strecke. Nach zwei Minuten war der Regen so stark, dass man kaum 10 Meter weit sehen konnte und wir fuhren zum Anhalten auf den Seitenstreifen. Auch einige andere Fahrzeugführer ließen hier ihre Fahrzeuge ausrollen. Nach 10 Minuten entschlossen wir die Fahrt, mit eingeschaltetem Warnblinker, langsam fortzusetzen. Die Funzeln, die hier in den Staaten, als Rücklichter zugelassen sind, entsprechen der Lichtstärke einer Fahrradleuchte aus den 70 Jahren bei langsamer Fahrt. Nach einigen Kilometern lässt der Regenguss so weit nach, dass man wenigstens wieder 50 mph und schneller fahren kann.
Wir erreichten dann Vicksburg und parkten vor einer Art Herren Haus. Unser TomTom war sich sicher, dass sich hier unsere nächste Unterkunft für diese Nacht befinden sollte. Ursprünglich war geplant in Natchez zu übernachten. Die Befürchtung nur endlose Kilometer abzuarbeiten, veranlasste uns die alte Reservierung zu canceln. Ein Blick auf unsere Booking.com Buchung, bestätigte das wir hier richtig sind. Statt eines Hotels hatten wir hier ein B&B gebucht. Dies war unsere erste Erfahrung mit dieser Art der Übernachtung. Ela hatte bereits ihr Unbehagen darüber zum Ausdruck gebracht. Interaktionen wie gemeinsames Frühstück und Smalltalk mit anderen Gästen, Gespräche (aus ihrer Sicht eher Verhöre) mit dem Gastgeber, sind nicht so ihr Ding. Nach einem Mal klingeln an der Haustür, öffnete und ein Mann mittleren Alters der sich als unser Gastgeber Andrew vorstellte.
Andrew bittet uns in seine originell eingerichtetes Wohnzimmer. Überall strahlt dieser Raum einen einmaligen Südsaaten-Flair aus. Andrew startet sein Verhör oder eher doch ein unterhaltsames Gespräch mit allerlei Informationen über Vicksburg. Außer uns, beherbergt unser Gastgeber ein Paar mit einer 5-Jährigen Tochter. Vielleicht würden wir uns freuen hier auf Landsleute zutreffen. Die Tochter jedenfalls würde, so drückt sich Andrew aus, sich sehr darüber freuen wieder mehr die deutsche Sprache zu hören. Anschließend zeigt uns Andrew unser Zimmer. Eingerichtet in einen ebenfalls einmaligen Stiel. Andrew hatte uns erzählt, dass es in Vicksburg nur zwei Hochhäuser gibt. Eins davon beherbergt auf dem Dach ein Restaurant mit fantastischer Sicht über Vicksburg und auch auf den Mississippi. Wir einigten uns schnell darauf diesen Tipp zu folgen. Es bliebt nur die Frage, zu Fuß oder per Auto. Da weitere starke Regenfälle nicht auszuschließen sind, wählten wir den fahrbaren Untersatz. Nur wenige Minuten später erreichen wir das Haus und finden recht schnell einen Parkplatz für unser Mietgefährt.
Wir schauen erstmal, ob wir hier auch richtig sind. Es könnte ja schließlich das falsche Hochhaus sein. Es sieht eher nach einem Bürogebäude aus. Im Erdgeschoss befindet sich eine Bank und auch ein Hinweisschild sehen wir nicht. Wir treffen auf eine Person im Eingangsbereich und diese macht uns auch gleich darauf aufmerksam, dass dies der Fahrstuhl zum Restaurant ist. Ela hat sich ja immer mehr an Fahrstühle gewöhnt, das bedeutet aber, nicht dass sie das besonders toll findet. Wir betätigen den Knopf und nur ein wenig später öffnet sich die Tür. Die Kabine und der Lift insgesamt haben bereits einige Jahre auf dem Buckel, auch scheint die letzte Wartung nicht gerade gestern gewesen zu sein. Wir besteigen das wenig Vertrauen erweckende Gefährt. Dieses rumpelt und ächz in jeder Kurve auf dem Weg nach oben. Ela ist froh oben endlich aussteigen zu dürfen. Es empfängt und Lärm, viele Leute und eine Dame bringt uns zu einem Platz. Von hier aus haben wir einen guten Blick auf den Yazoo River und auch über ganz Vicksburg. Das ganze hier ist wie eine überdachte Terrasse, alle Vorhänge sind aufgezogen und jede Menge Lüfter sorgen für Luftbewegung, um die schwülheiße Luft Draußen zu halten. Wir bestellen unser Essen und beobachten das Ablegemanöver des Mississippi Dampfers American Queen. Bei guten Essen genießen wir Aussicht auf die Stadt, die angekündigte Regenfront scheint Vicksburg heute nicht erreichen.
Gut gesättigt spazieren wir noch durch das Viertel in Richtung Mississippi. Die Geschäfte haben bereits fast alle geschlossen. Ganz sicher sind wir uns nicht, ob es hier in der Gegend wirtschaftlich Bergauf oder Bergab geht. Am Convention Center sind Massen an Menschen unterwegs. Wie vermutet findet heute hier eine Schul-Gratifikation statt. An der Mulberry Street befand sich ein Bahnübergang. Laut Google ist es noch eine recht langer Weg bis zum Mississippi. Die vor uns liegende Gegend sieht nicht wirklich einladend aus und aus diesem Grund entschieden wir uns auf eine weitere Wanderung und zum Mississippi zu verzichten. In unserer Unterkunft wieder angekommen, treffen wir auf unsere Landsleute. Bei Gesprächen, über USA Reisen und Deutschland, lassen wir bei sommerlichen Temperaturen den Abend ausklingen und beobachten Glühwürmchen bis wir es auch Zeit finden zu Bett zu gehen.
Key facts
Hotel
Bazsinsky House (B&B)
Eine Übernachtung mit Frühstück über Booking.com $126 ~ €108 Zahlung Vorort
Strecke
Von Memphis nach Vicksburg über den Natchez Trace Parkway ca. 500 km
Speisen
Frühstück im Waffel House – New Albany $23 ~ €19
Abendessen im 10 South Rooftop Bar & Grill $41 ~ €35